
Nun geht sie langsam, aber sicher zu Ende, meine erste Radsport Saison nach jahrelanger Inaktivität wegen Krankheit und auch Bequemlichkeit.
Noch im Frühjahr diesen Jahres hätte ich wohl jeden für verrückt erklärt, wenn er mir gesagt hätte, dass ich das heute aus tiefster Überzeugung schreiben werde.
Wer einen MTB-Marathon hinter sich gebracht hat, der wird süchtig danach.
Süchtig nach einem Feeling, das man eigentlich kaum beschreiben kann und das man nur beim Mountainbiken erlebt.
Da quälst du dich die Berge hoch und kannst vor lauter Anstrengung kaum noch klar denken jeden Meter verfluchte ich.
Deine sieben Sinne sind nur noch auf Standby-Betrieb die Lunge brennt, die Muskeln sind am absoluten Limit.
Du bist da irgendwo zwischen Himmel und Hölle. Oft durchnässt weil der Wettergott es nicht gut gemeint hat dieses Jahr.
Und dann bretterst du auf dem Mountainbike die Singletrails nach unten und nur das Adrenalin vertreibt die Angst und hält mich auf Spur.

Irgendwann, ja irgendwann habe ich dann den Zielstrich überquert. Wie ich mein Bike dorthin gebracht habe? Ich weiß es nicht mehr!
Wie ich die Abfahrten heil runter kam? Auch das ist mir oft ein absolutes Rätsel.
Ich weiß nur noch, dass ich oft wie in Trance war, als ich die Zeitnahme im Ziel überquere und mir eine Menge Teammitglieder und Freunde Applaus gespendet haben.
Ich war komplett kaputt, vollkommen erschöpft – aber irgendwie doch wie berauscht!
Eines war mir in diesen Momenten klar: Das mach ich nie wieder! Diese Schmerzen brauchst du nicht nochmal! Und damit basta!
Tja, und was mache ich Volltrottel oftmals einen Tag nachdem ich jeden Meter verflucht habe? Ich suche online den nächsten Marathon den ich überleben will!
Irgendwie bekloppt!
Radsport ist kein Sport wie jeder andere
Ich habe in diesem einen Jahr auf meinem Bike vieles erlebt. Viel Schönes und einiges war nicht so schön.
Ich habe auf dem Bike auch viele Freunde kennengelernt, habe mir so manche Strapazen aufgehalst, die ich sonst im Alltag, nicht kannte.
Der Radsport ist schon ein ganz besonderer Sport und vieles, was ich hier erlebte, das erlebst man in anderen Sportarten sicher nicht.
Meine Frau hält mich sowieso für einen Bike-Psycho. Vielleicht hat Sie Recht! Aber Sie freut sich, dass ich jetzt ausgeglichener bin….
Radsport mit dem Mountainbike war für mich in diesem Jahr sehr wichtig und hat mich geleitet.
Denn ich hatte ja immer konkrete Ziele vor Augen, hatte Glücksgefühle und Niederlagen. Vielleicht bin ich deshalb so ausgeglichen und weniger gestresst,
wie viele anderen, die ich so kenne. Der Radsport hat mir körperliche Grenzen aufgezeigt, hat mich berauscht, wie das bei anderen vielleicht Drogen tun.
Und ich habe den größten Gegner im Radsport kennen und besiegen gelernt: Meinen inneren Schweinehund!
Was soll ich noch sagen? Radsport macht mir wieder unendlich viel Spaß, gerade auch wegen den Teammitgliedern, er bringt mir Freude, aber oft auch Schmerzen.
Radsport formt den Charakter – gerade bei einem Marathon. Und das ist es, was für mich die Faszination ausmacht.
Und ich bereue keine Sekunde davon, und ich hoffe das noch viele verletzungsfreie Jahre folgen werden…………………….
Gruß
Horst